Pendeln oder Umziehen? Was besser für die Karriere ist

Pendeln oder Umziehen? In Handelsblatt.com, von Michael Scheppe.

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Fotoquelle: Pixabay

Hier wohnen, dort arbeiten: Millionen Deutsche sind Berufspendler. Die Frage ist, ob sich das wirklich lohnt. Experten und Betroffene antworten.

Das sagt die Forschung

Mobilitätsforscher Heiko Rüger vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) kann einerseits verstehen, dass die meisten Fach- und Führungskräfte pendeln. „Die unmittelbaren Kosten erscheinen zunächst geringer.“ Der Partner bleibt vor Ort, der Lebensmittelpunkt auch, das Kind in der Schule.

Doch diese Argumentation sei andererseits unvollständig: „Gerade Fernpendler mit besonders langen Arbeitswegen verbringen weniger Zeit zu Hause und fühlen sich häufiger erschöpft. Darunter können die Beziehungen innerhalb der Familie leiden.“

Auch für die Gesundheit ist Pendeln riskant. Verpasst ein Pendler seinen Anschlusszug oder steht unerwartet im Stau, kann sein Stresspegel höher sein als der eines Kampfpiloten im Einsatz, hat der britische Forscher David Lewis einmal herausgefunden. Menschen, die sich diesem Druck über Jahre aussetzen, können am Pendeln zusammenbrechen. Diese Fälle landen bei Steffen Häfner.

Dabei ist die Liste der Leiden lang, die Berufspendler häufiger treffen als andere: Magenbeschwerden, Rücken- und Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Alkoholkonsum. „Viele Pendler kommen nicht wirklich zur Ruhe, sind reizbar, nicht so belastbar und leiden unter Schlafstörungen“, sagt Häfner.

Doch auch ein Umzug kann belastend sein. Die gewohnte Umgebung zurücklassen, alles organisieren, sich am neuen Standort zurechtfinden. „Ein Umzug ist oftmals ein kritisches Lebensereignis“, sagt BiB-Direktor Norbert Schneider. Noch bis zu anderthalb Jahre nach dem Umzug steige der Stresspegel an. Doch hier liege der Unterschied zum Pendeln: Wer umzieht, ist nur temporär belastet. Wer dauerpendelt, ist ebenso dauerhaft gestresst.

Das wissen auch die Unternehmen und bevorzugen oft Führungskräfte, die mit ihrer Familie in die Nähe des Arbeitsplatzes ziehen, sagt Immo Futterlieb, Partner bei Heidrick & Struggles. „Ab einem gewissen Level sollen Manager Einfluss nehmen und den Kulturwandel vorantreiben. Das geht nur, wenn die Person voll und ganz vor Ort ist.“

 

Das Wochenende heillos überfrachtet

Häufig schon hatte der Personalberater geeignete Kandidaten für seine Klienten gefunden. Die wollten aber nicht umziehen – und bekamen den Job deshalb nicht. Ausnahmen machen Firmen nur dann, wenn Kandidaten seit vielen Jahren pendeln, sagt Futterliebs Kollegin Christine Stimpel. „Dann wissen die Chefs, dass es klappt.“ Wer für eine wichtige Stelle zum ersten Mal weite Strecken pendeln will, bekomme eine Absage. „Das geht zu häufig schief.“

Auch Wochenendpendeln löst die Probleme nicht: Zwar arbeiten solche Führungskräfte tendenziell länger, weil sie sich am Zweitwohnsitz weniger stark integriert haben. Das Risiko, dass sie in der Nähe ihrer Heimat einen anderen Job finden, ist aber nicht zu unterschätzen.

Das heißt im Umkehrschluss nicht, dass sich alle Pendler einen neuen Wohnsitz suchen sollten. Wichtig ist aber, sich regelmäßig zu hinterfragen. Was Pendeln zumindest erträglicher macht: Musik im Auto, Dehnübungen in der Bahn und klare Absprachen mit der Familie, wenn es mal wieder zu Verspätungen kommt.

Und: ab und an von zu Hause arbeiten. „Schon ein Tag im Homeoffice ist für Pendler extrem entlastend“, sagt Schneider. Und was womöglich ebenfalls hilft: sich nicht über jeden umgekehrt gereihten Zug aufregen.

Die Recherche: Um die Fragen des Texts zu beantworten, war Handelsblatt-Redakteur Michael Scheppe viel unterwegs: 530 Kilometer mit der Bahn, 300 mit dem Auto – und fünf zu Fuß. Sein persönliches Fazit: Pendeln wäre nichts für ihn.

 

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