Lücken im Lebenslauf: Ehrlich erklären und sinnvoll füllen

Lücken im Lebenslauf. In arbeits-abc.de, von Mirjam Franke.

Lücken im Lebenslauf - X SIEBEN

Fotoquelle: Pixabay

Sie ist die größte Angst vieler Bewerber: Die Lücke im Lebenslauf. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Lücken ehrlich erklären und sinnvoll füllen.

Lücken im Lebenslauf sind keine Seltenheit mehr

Der deutsche Durchschnitts-Arbeitnehmer steigt am besten schon während der Ausbildung oder dem dualen Hochschulstudium in einem Unternehmen ein, erhält einen unbefristeten Arbeitsvertrag und bleibt dort bis zu Rente. Sollte er – aus welchen Gründen auch immer – doch einmal den Job wechseln, dann geht das reibungslos vonstatten, also ohne zwischenzeitliche Arbeitslosigkeit und mit einem schön erkennbaren „roten Faden“. So war das zumindest noch vor 15 Jahren. Mittlerweile allerdings, sieht die moderne Karriere anders aus, wie Sie bereits in unserem Artikel „Ade unbefristeter Arbeitsvertrag – Hallo Patchwork-Karriere“ erfahren haben.

Das Resultat: Ein Mix aus kurz- und langfristigen Anstellungen, befristeten und unbefristeten Arbeitsverträgen, plötzlichen Wechseln der Arbeitsinhalte oder des gesamten Tätigkeitsfeldes, Praktika, Volontariaten, Um- und Neuorientierungen, Sabbaticals u. v. m. Immer mehr Abiturienten gehen nach dem Abschluss erst einmal auf Reisen, nach der Realschule wird ein FSJ eingelegt oder der neue Job wird in der Probezeit gekündigt, weil er nicht zu Ihnen passt oder Sie schlichtweg ein besseres Angebot erhalten haben. In der Generation Y gehört die Lücke im Lebenslauf schon beinahe zum guten Ton.

Wie „schlimm“ ist die Lücke im Lebenslauf wirklich?

Vielleicht gehören ja auch Sie zu diesen „modernen“ Bewerbern mit Patchwork-Karriere und sitzen ratlos vor Ihrer Bewerbung mit lückenhaftem Lebenslauf. Haben Sie damit überhaupt eine Chance gegen die Konkurrenten? Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Gewiss werden Personaler eines eher „konservativen“ Unternehmens, das selbst noch gerne mit unbefristeten Arbeitsverträgen und „Industriebeamten“ arbeitet, die Lücken im Lebenslauf als kritisch betrachten. Gerade in verantwortungsvollen Positionen müssen Sie schließlich verlässlich sein und sollten nicht von einem Tag auf den anderen kündigen.

Lücken im Lebenslauf bedeuten für den Personaler daher eventuell, dass es Ihnen an Motivation und Durchhaltevermögen mangelt, dass Sie soziale Schwierigkeiten mitbringen oder schlichtweg noch gar nicht wissen, welchen Beruf Sie überhaupt ausüben möchten. Zudem könnten die vielen kurzen Anstellungen und häufigen Jobwechsel dafür sprechen, dass Sie keine gute Arbeitskraft sind und daher in der Probezeit gekündigt wurden oder nach dem befristeten Arbeitsvertrag keine Verlängerung erhielten.

Es ist daher bei Lücken im Lebenslauf sehr wichtig, diese nicht zu vertuschen, sondern bewusst darauf einzugehen, diese erklären und wenn möglich sinnvoll füllen zu können. Jeder Lebenslauf sollte den berühmten „roten Faden“ erkennen lassen.

Was gilt überhaupt als „Lücke“?

Als „Lücke“ im Lebenslauf sehen Personaler übrigens erst einen Zeitraum von mehr als ein bis zwei Monaten an. Dass Sie sich nach Ihrem Abschluss oder einer Kündigung erst einmal bewerben müssen und dieser Prozess bis zur tatsächlichen Anstellung seine Zeit braucht, ist ihnen durchaus bewusst. Wirklich „schlimm“ sind daher nur die Lücken, welche länger als zwei Monate dauern und durch Sie nicht konkret erklärt werden kann (zum Beispiel durch eine Reise, Familiengründung oder Weiterbildung).

Was macht den roten Faden so wichtig?

Wie bereits erwähnt, sollte jeder Lebenslauf einen roten Faden haben. Wird dieser durch Lücken gestört, so sollten Sie versuchen diese passend zu füllen. Ein roter Faden lässt selbst bei lückenhaften oder Patchwork-Lebensläufen darauf schließen, dass Sie Ihren Weg kennen und ein konkretes Ziel verfolgen. Nichts ist schließlich schlimmer, als Bewerber ohne Ziel oder Motivation, die nur des Geldes wegen einen Aushilfsjob nach dem anderen annehmen und bei der ersten Herausforderung wieder hinwerfen. Viele Personaler haben sich aufgrund solch schlechter Erfahrungen mittlerweile zu wahren Spürnasen für Lücken entwickelt und haken gerne im Bewerbungsgespräch noch einmal genauer nach. Gut, wenn Sie dann durch Argumente und handfeste Erklärungen überzeugen können.

Daumen hoch: So können Sie Lücken im Lebenslauf erklären

  • Familiengründung, Elternzeit, Kindererziehung
  • Fort- oder Weiterbildung
  • Umschulung
  • Auslandsaufenthalt
  • Bewerbungsphase
  • soziales Engagement
  • (Vorbereitung einer) Selbstständigkeit

Daumen runter: Lügen haben kurze Beine

Können Sie keines der genannten Beispiele oder einen ähnlich guten Grund für die Lücke in Ihrem Lebenslauf nennen, dürfen Sie nicht einfach erfinderisch werden. Im Lebenslauf gilt – ebenso wie im Rest der Bewerbung – natürlich das oberste Gebot der Ehrlichkeit. Das bedeutet einerseits, dass Sie nicht einfach lügen dürfen. Das Fälschen von Beschäftigungsdaten liegt in einer aktuellen Umfrage bezüglich der häufigsten Lügen in der Bewerbung auf dem dritten Platz.

Das Problem ist: Lügen haben kurze Beine und werden früher oder später auffliegen. Was, wenn Ihr potenzieller neuer Arbeitgeber zum Beispiel bei Ihrem früheren Chef anruft, sich Referenzen einholen möchte und dabei die Beschäftigungsdaten abgleicht? Werden Ihre Lügen erst nach Aufnahme des neuen Beschäftigungsverhältnisses aufgedeckt, könnte dies sogar die fristlose Kündigung nach sich ziehen.
Andererseits sollten Sie aber auch nicht versuchen, die Lücken im Lebenslauf zu vertuschen. Dadurch werden diese in der Regel nur noch auffälliger und Sie hinterlassen alles andere als einen vertrauenswürdigen Eindruck. Was Sie daher auf keinen Fall tun sollten, ist:

Fehler, die Sie unbedingt vermeiden müssen

  • Sie lassen die Monatsangaben einfach weg und geben nur noch Jahreszahlen im Lebenslauf an. Dadurch fällt es nicht auf, dass zwischendrin vier, sechs oder auch zehn Monate fehlen?

Falsch! Jeder professionelle Personaler weiß sofort, dass Sie das Format der Jahreszahlen gewählt haben, um bewusst Lücken zu vertuschen. Er sieht dann kurzerhand in den Arbeitszeugnissen nach und kann so die Beschäftigungsdaten ganz genau nachvollziehen. Er wird daher – sollte er Sie nicht gleich aussortieren – spätestens im Bewerbungsgespräch ganz genau nachfragen und Sie erzielen den gegenteiligen Effekt.

  • Dann gehen Sie es eben kreativ an und präsentieren sich anhand eines modernen Qualifikationsprofils anstelle des chronologischen Lebenslaufes?

Falsch! Ein Qualifikationsprofil ist stets nur eine Ergänzung, niemals aber der Ersatz zum tabellarischen Lebenslauf. Auch hier wird der Personaler schnell misstrauisch und wirft ebenfalls einen Blick in den Anhang.

 

Wie Sie die Lücken im Lebenslauf richtig füllen

Schluss mit den halbherzigen Vertuschungs- und erfunden Erläuterungsversuchen! Es gibt durchaus Möglichkeiten, die Lücken in Ihrem Lebenslauf trotz fehlender Erklärung zu schließen – oder zumindest in den Hintergrund rücken zu lassen. Gehen Sie wie folgt vor:

Schritt 1: Die Stellenanzeige studieren

Sehen Sie sich die Stellenanzeige noch einmal genau an. Sie wissen ja bereits, dass Ihr Lebenslauf stets individuell an die jeweilige Ausschreibung angepasst werden muss. Konzentrieren Sie sich also auf folgende Fragen:

  • Welche Fähigkeiten und Qualifikationen sind für die Stelle relevant?
  • Welche Hard Skills werden gefordert?
  • Mit welchen Soft Skills kann ich überzeugen?

Überlegen Sie nun, wie der rote Faden in Ihrem Lebenslauf aussehen könnte:

  • Möchten Sie mit Ihren fachlichen Qualifikationen punkten?
  • Überzeugen Sie durch spannende Alleinstellungsmerkmale?
  • Oder konzentrieren Sie sich auf Ihre Soft Skills, um die Konkurrenz auszustechen?

Schritt 2: Die Lücken mit der Stellenanzeige in Einklang bringen

  • Nun fragen Sie sich noch einmal rückblickend:
  • Was genau habe ich in der entsprechenden Lücke wirklich gemacht?
  • Inwiefern könnte dies für die Stelle relevant sein?
  • Wie kann ich die Lücke also in meinen roten Faden integrieren?

Häufig können Sie so aus der vermeintlich „schlimmen“ Lücke doch noch etwas Positives herausholen. Vielleicht haben Sie ja doch auf Reisen Ihre Englischkenntnisse aufgebessert, ehrenamtlich im Tierheim ausgeholfen oder die Computer Ihrer Freunde und Bekannten repariert und sind so mit den neuesten Computerprogrammen vertraut.

Schritt 3: Die Wahrheit richtig formulieren

Es hilft alles nichts: Sie können der Lücke einfach keine positiven Erklärungen abgewinnen? Dann bleiben Sie ehrlich. Achten Sie dann allerdings auf die richtige Formulierung:

  • Sie waren zum Beispiel nicht arbeitslos, sondern haben sich beruflich neu orientiert.
  • Sie waren nicht einfach nur krank und wurden gekündigt, sondern eine Krankheit hat Ihnen unmissverständlich klargemacht, dass es Zeit für eine berufliche Veränderung ist.
  • Ihre Selbstständigkeit ist nicht gescheitert, sondern Sie haben wichtige Erfahrungen gesammelt und für sich erkannt, dass die Festanstellung besser zu Ihrer Persönlichkeit passt.

Sehen Sie? Wahrheit bleibt Wahrheit, nur richtig formuliert klingt sie gleich schöner und weniger dramatisch.

Schritt 4: Von den Lücken im Lebenslauf ablenken

Trotz all Ihrer Mühe, darf die Lücke des Lebenslaufes natürlich am Ende nicht im Fokus stehen. Versuchen Sie daher, diese möglichst unauffällig in die Bewerbung einzubringen. Hierfür können Sie zum Beispiel eine antichronologische Auflistung der Stationen für Ihren Lebenslauf wählen, wenn er nach dem Schulabschluss lückenhaft war. Ebenso können Sie die chronologische Form nutzen, um einen sehr geradlinigen und guten Bildungs- und Karriereweg zu betonen, bis Ihnen vor zwei Jahren ein Burnout einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Überzeugen Sie zudem umso mehr an anderer Stelle: Fügen Sie Ihrer Bewerbung zum Beispiel eine Arbeitsprobe bei oder Referenzen von Kunden. Je mehr Sie durch Ihre Erfolge glänzen, desto weniger wichtig erscheinen am Ende die Lücken.

 

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