IT Jobs sind selbst in der Krise lukrativ

IT Jobs sind selbst in der Krise lukrativ

IT Jobs & Krise: In WELT, von Daniel Eckert.

IT Jobs & Krise - X SIEBEN

Fotoquelle: Pixabay

Trotz der sich eintrübenden Wirtschaftslage werden IT-Fachkräfte in Deutschland verzweifelt gesucht. Zwischen den Berufen gibt es zwar große Gehaltsunterschiede. Doch um viel zu verdienen, ist oft nicht mal ein Studium nötig.

Auch wenn es mancher angesichts der sprichwörtlichen Funklöcher kaum glauben mag: Deutschland ist eine wichtige IT-Nation. Bundesweit verdienen fast eine Million Berufstätige ihr Geld mit Informationstechnik, wie es im Statistikerdeutsch heißt. Für die größten Firmen des Landes spielen diese eine maßgebliche Rolle.

So ist der Softwarekonzern SAP seit einiger Zeit ein Börsenschwergewicht im deutschen Leitindex Dax. Durch die Digitalisierung wird IT für immer mehr Geschäftsmodelle zum Taktgeber schlechthin. So fragen inzwischen zum Beispiel auch Automobilhersteller verstärkt Fachkräfte mit Hard- und Software-Kenntnissen nach.

Im digitalen Zeitalter ebbt die Nachfrage nach IT-Fachkräften selbst in wirtschaftlich schwächeren Zeiten nicht ab. Trotz der jüngsten Konjunkturabschwächung bleibt sie so hoch, dass deutschlandweit rund 50.000 IT-Stellen unbesetzt sind, wie aus einer Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht.

 

Cybersicherheitsexperten verdienen 75.600 Euro

Diese Entwicklung bringt mit es sich, dass sich die Gehälter in dieser Berufsgruppe überdurchschnittlich entwickeln. Wie das Hamburger Vergleichsportal Compensation Partner ermittelt hat, sind die Einkommen von Spezialisten auf dem Gebiet der Informationstechnologie auf Zwölfmonatssicht um 3,5 Prozent gestiegen. Das liegt deutlich über dem Durchschnitt der allgemeinen Einkommensentwicklung.

Wer eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich Informationstechnologie gemacht hat, hat also sehr gute Aussichten auf einen lukrativen Job. Doch auch innerhalb der Berufsgruppe gibt es Vergütungsunterschiede. Besonders gefragt sind Kenntnisse in der Computer- und Netzwerksicherheit. Das schlägt sich in der Bezahlung nieder.

„Seit einigen Jahren beobachten wir einen rasanten Anstieg bei den Gehältern von IT-Sicherheitsexperten“, sagt Tim Böger, Geschäftsführer von Compensation Partner. „Es entstehen immer mehr Stellen für Cybersicherheit, und viele bleiben unbesetzt, wodurch die Gehaltsangebote deutlich steigen.“ Laut einer Auswertung der Firma verdienen Spezialisten in diesem Bereich durchschnittlich 75.600 Euro im Jahr.

Damit liegen die Gehälter in der Cyber-Security auf einem Rekordhoch. Und der Trend setzt sich fort, die Einkommensmöglichkeiten dürften sich in den nächsten Jahren weiter verbessern. Darin spiegelt sich das Bestreben von Unternehmen und Behörden wider, ihre IT-Infrastruktur sicherer zu machen. Die jüngsten Cyberangriffe nicht nur auf Politiker, sondern auch sensible Bereiche der Wirtschaft haben die Bedeutung von Sicherheitsfragen betont.

 

Alle Branchen brauchen ITler

Auch in Branchen, die man vor zehn oder 20 Jahren nicht in erster Linie mit IT verbunden hätte, ist das Interesse an den Kenntnissen so groß wie nie. Nach einer Auswertung der Online-Jobplattform StepStone (die wie WELT zur Axel SpringerSE gehört) richten sich rund 20 Prozent der Stellenausschreibungen im Automobilsektor an IT-Experten. Von den sozialversicherungspflichtigen Computer-Experten in der Bundesrepublik arbeitet nur noch knapp die Hälfte in klassischen IT- und Telekommunikationsunternehmen, die übrigen sind in anderen Branchen beschäftigt.

„Die Digitalisierung wird nicht von Maschinen, sondern von Menschen vorangetrieben. Deutschlands Industrie benötigt also IT-Spezialisten, die technisches Know-how mit der Informationstechnologie verbinden“, erklärt Sebastian Dettmers, Geschäftsführer von StepStone. Der Trend werde die Nachfrage nach Experten auch in den nächsten Jahren weiter antreiben.

„IT-Spezialisten sind in allen Branchen längst unentbehrlich für den Unternehmenserfolg“, sagt auch Achim Berg, Präsident des Digitalverbandes Bitkom. „Neue digitale Geschäftsmodelle, Technologien und Prozesse steigern überall den Bedarf an gut ausgebildeten IT-Experten.“ Nach Angaben von Bitkom arbeiteten 2018 rund 950.000 Menschen in der Informationstechnik, fast 350.000 mehr als vor einem Jahrzehnt und gut doppelt so viel wie zur Jahrtausendwende.

Auch die fachliche Leitung innerhalb eines Unternehmens ist lukrativ. Compensation Partner nennt für die Angestellten, die damit betraut sind, ein Durchschnittsgehalt von 73.200 Euro im Jahr, es folgen SAP-Berater mit 72.900 Euro Jahresbrutto und IT-Berater mit 72.400 Euro. Führungskräfte verdienen laut Compensation Partner im Schnitt 128.606 Euro.

 

Sehr gute Perspektiven für Selbstständige

Auch Soloselbstständige im IT-Bereich können solche Einkommensdimensionen erreichen. Nach Angaben des Bundesverbandes für selbstständige Wissensarbeit zählt Deutschland rund 100.000 soloselbstständige IT-Spezialisten, also Selbstständige ohne eigene Angestellte. Die meisten dieser Freelancer seien mit ihrer beruflichen Situation sehr zufrieden.

Laut einer Umfrage entschieden sich 70 Prozent von ihnen ganz bewusst für die Selbstständigkeit, weil sie sich so frei aussuchen können, welche Aufgaben und Projekte sie bearbeiten. Zwei Drittel geben zu Protokoll, dass die Entscheidung für die Selbstständigkeit für sie finanziell lukrativ war und fast genauso viele sagen, dass sie sich so beruflich weiterentwickeln konnten.

Die meisten Freelancer rechnen ihre Leistungen nach Stundensätzen ab. Das durchschnittliche Einkommen pro Stunde beträgt 86 Euro. Allerdings gibt es eine gewisse Streuung. Ein kleiner Anteil der Freelancer (vier Prozent) erzielt ein stündliches Einkommen von weniger als 50 Euro.

Immerhin ein Achtel der Freelancer kommt auf 120 Euro und mehr pro Stunde. Anhand der abgerechneten Arbeitstage pro Jahr lässt sich das Jahreseinkommen der IT-Kräfte ermitteln. Laut dem Bundesverband für selbstständige Wissensarbeit liegt es im Schnitt bei 132.000 Euro brutto.

 

München ist am lukrativsten

Regional betrachtet ist Hamburg das Bundesland mit den meisten IT-Spezialisten. In der Hansestadt sind vier Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten als Informatiker und in anderen Berufen der Branche tätig, wie aus einer Untersuchung hervorgeht, die Bitkom bereits 2018 durchführte. Kein anderes Bundesland erreicht einen ähnlich hohen Wert.

Es folgen in etwa gleichauf Hessen und Berlin (jeweils drei Prozent) sowie Baden-Württemberg und Bayern (jeweils 2,9 Prozent). Der geringste Anteil von IT-Spezialisten an allen Arbeitnehmern findet sich in Sachsen-Anhalt (ein Prozent), Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern (jeweils 0,9 Prozent).

Beim Gehaltsniveau liegt jedoch München an der Spitze. In der Landeshauptstadt des Freistaats werden IT-Experten um mehr als ein Fünftel besser bezahlt als im Bundesdurchschnitt. Es folgen Frankfurt am Main mit 20,1 Prozent über dem Bundesschnitt und Leverkusen mit 17,6 Prozent über dem Bundesschnitt. „München ist im IT-Sektor sehr gut aufgestellt“, erläutert Böger. „Ein Grund hierfür ist die enge Vernetzung mit umsatzstarken Branchen wie der Automobilindustrie oder dem Versicherungswesen.“

Der Bildungshintergrund spielt ebenfalls eine Rolle. Ein Hochschulabschluss ist nicht unbedingt nötig, um eine gut vergütete Beschäftigung zu finden. Wer eine Ausbildung absolviert hat, kommt nach Daten von Compensation Partner auf ein Gehalt von 50.024 Euro im Jahr.

„Heutzutage können auch Beschäftigte nach einer klassischen Ausbildung im IT-Wesen hohe Gehälter beziehen“, sagt Böger. Fähigkeiten und Erfahrung würden zunehmend wichtiger als Zeugnisse und Noten. Gleichwohl sind die Einkommen von Hochschulabsolventen im Schnitt höher. Experten mit Uni-Diplom beziehen 76.500 Euro im Jahr. Bei einem Fachhochschulabschluss sind es 70.700 Euro, bei einem Masterabschluss 65.600 Euro.

Das Verheißungsvolle an der IT ist, dass ständige neue Berufe dazukommen. So sind in den letzten Jahren zahlreiche Einsatzfelder für Data Scientists und Virtual Reality Designer dazugekommen. Es entstehen immer neue Profile, auf die sich IT-Fachkräfte spezialisieren können.

Bisher tragen Produktion, Handel und Dienstleitungen in der Informationstechnik rund fünf Prozent zur Wertschöpfung der Gesamtwirtschaft bei. Es ist damit zu rechnen, dass die Bedeutung der Wissensökonomie in den nächsten Dekaden deutlich zunimmt. Den IT-Experten wird die Arbeit nicht ausgehen.

 

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