Die Euphorie bei Onlinekursen ist abgeebbt

Die Euphorie bei Onlinekursen ist abgeebbt

Massive Open Online Courses (Moocs) – die Euphorie bei Onlinekursen ist abgeebbt. In derStandart, von Gudrun Ostermann.

Massive Open Online Courses (Moocs) - X SIEBEN

Fotoquelle: Pixabay

 

Massive Open Online Courses (Moocs)

 

Von einer Demokratisierung der Bildung war noch die Rede, als vor sechs Jahren Massive Open Online Courses im großen Ausmaß angeboten wurden.

 

Die Erwartungen waren groß. Als vor rund sechs Jahren Massive Open Online Courses (Moocs) im großen Ausmaß angeboten wurden, war von der Demokratisierung der Bildung die Rede, einer Revolution im Bildungssystem. Die “New York Times” erkor das Jahr 2012 zum “Jahr der Moocs”. Nicht nur die Plattformen, auf denen die Kurse angeboten wurden, entwickelten sich rasant, auch Elite-Universitäten boten zunehmend Lehrveranstaltungen auf Plattformen wie Coursera oder edX an. Ohne formale Zugangsvoraussetzungen und vor allem ohne Studiengebühren konnte an Vorlesungen aus unterschiedlichen Themenbereichen über eine Internetverbindung teilgenommen werden.

Mittlerweile ist die Euphorie aber abgeebbt. Zwar konnten Moocs-Plattformen laut der Website von Class Central im letzten Jahr weltweit 23 Millionen neue Lernende gewinnen, der Zuwachs konnte im Vergleich zu 2016 aber nicht gesteigert werden. Insgesamt gibt es mittlerweile 81 Millionen registrierte Lernende auf diesen Plattformen. Auch für Jutta Pauschenwein, Leiterin des ZML – Innovative Lernszenarien der FH Joanneum haben sich die Erwartungen nicht erfüllt. “Die Demokratisierung ist nicht ganz aufgegangen”, sagt sie. Es habe das Geschäftsmodell gefehlt.

 

Connectivity und cool

Sie selbst hat bereits 2011 zum ersten Mal an einem Mooc teilgenommen, einem sogenannten cMooc, bei dem das Kursgeschehen sehr stark von den Teilnehmern und den Aktivitäten in der Gruppe abhängt. Das C steht hier für Connectivity. Im Nachhinein betrachtet steht das C für Pauschenwein auch für cool. 2014 wurde an der FH Joanneum der erste Mooc angeboten, auch hier waren die Rückmeldungen durchwegs positiv. Es habe sich gezeigt, dass die Abschlussrate steigt, wenn die Lehrveranstaltungen moderiert werden und die Teilnehmer Feedback bekommen, sagt sie. Dann hätten Moocs sicher großes Potenzial. Heimische Hochschulen verfügen jedenfalls über das Know-how, um relativ schnell einen Mooc aufsetzen zu können.

Einen starken Zuwachs gab es laut Class Central bei den Kursen. Mehr als 800 Universitäten haben mittlerweile zumindest einen Mooc angeboten. Die Gesamtzahl der angebotenen Moocs ist im Jahr 2017 von 6.850 auf 9.400 gestiegen. Für Pauschenwein ist nicht nur wegen dieser Zahlen das “massive” nach wie vor gegeben, “open” wurde schon immer unterschiedlich geregelt, es bleibt aber immer weniger davon über. Der Trend gehe in Richtung kostenpflichtige Kurse. Natürlich gebe es noch viele offene Moocs, sie zu finden werde aber schwieriger.

 

Neue Möglichkeiten

Dennoch werden Moocs die Hochschullandschaft verändern. Vieles werde von den Jungen ausgehen, ist Pauschenwein überzeugt. Denn die Generationen Y und Z haben bereits Erfahrung mit E-Learning-Angeboten, die Art des Unterrichts an der Universität gefällt ihnen immer weniger. Dennoch sei unklar, wohin es gehen werde. In den USA gibt es gesamte Bachelor- und Masterstudien im Mooc-Angebot, den Abschluss gibt es nur gegen Gebühr, häufig muss auch für die Benotung einzelner Aufgaben gezahlt werden. So kostet der Bachelor in Computer-Science von der University of London auf Coursera rund 15.000 Euro.

Ein weiterer Trend geht in Richtung Self-Paced-Angebote (Spoc), die jederzeit gestartet werden können und bei denen die Teilnehmer selbst das Lerntempo wählen. Feedback oder Betreuung sind dabei kaum möglich. Mit den Vorteilen eines Mooc könne ein Spoc jedenfalls nicht mithalten, meint Pauschenwein. Denn: Bei einem gut gemachten Mooc könne die Motivation von den Teilnehmern kommen, das fehle bei den selbstorganisierten Angeboten völlig.

An den Hochschulen würde sie sich mehr Mut wünschen, um Moocs aufzubauen und zu schauen, was passiert. Gemeinsames Lernen habe großes Potenzial, auch an den Volkshochschulen oder bei AMS-Kursen. “Jeder sollte sich einen Mooc suchen, der ihn wirklich interessiert und dort lernen. Denn das Potenzial von so vielen unterschiedlichen Teilnehmern hat man sonst nie.” (Gudrun Ostermann, 10.8.2018)

 

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