Arbeitswelt neu: Frischer Wind am Arbeitsplatz

Arbeitswelt neu: Frischer Wind am Arbeitsplatz

Frischer Wind am Arbeitsplatz. In kurier.at – Wirtschaft – Karriere, von Andreea Iosa.

Frischer Wind am Arbeitsplatz - X SIEBEN

Fotoquelle: Pixabay

Frischer Wind am Arbeitsplatz

In den kommenden 20 Jahren wird ein starker Umbruch in der Arbeitswelt stattfinden, sagen Trendforscher. Ein Realitätscheck.

„In den kommenden 20 Jahren werden wir uns stärker verändern als in den letzten 300“, prognostiziert Management-Coach Nicole Brandes beim European Foundation for Quality Management (EFQM)-Forum und bezieht sich dabei auf die neue Arbeitswelt. Autorität soll ihr zufolge beseitigt und Vielfalt angestrebt werden – zwei große Arbeitstrends, die derzeit rege diskutiert werden.

Neben neuen Berufsprofilen wie „Cloud Manager“ oder „Forensiker für Künstliche Intelligenz“, definieren auch mehr Selbstbestimmung, veränderte Arbeitszeiten und weniger Hierarchie die Jobs von morgen. Stichwort: Agile Arbeitsmodelle. Doch ist Österreich überhaupt bereit dafür?

Laut Zukunftsforscher Reinhold Popp, Leiter des „Institute for Futures Research in Human Sciences“ an der Wiener Sigmund Freud Privatuniversität, ist das eine Frage des Betriebs und seiner Größe. „Für Start-ups oder Unternehmen in der Kreativwirtschaft passt dieses innovative Modell punktgenau. Dies gilt aber keineswegs für alle Unternehmen und ebenso nicht für alle Arbeitnehmer“, sagt er.

Während jüngere und flexible Menschen gerne agil arbeiten würden, fühlten sich viele nur bei einem moderaten Maß an Hierarchie wohl. „Auch künftig wird es konventionell strukturierte Unternehmen und agile Unternehmen sowie dazwischen eine Vielzahl von Mischformen geben“, so Popp.

 

Unterschiede als Stärken

Ähnliche Tendenzen erkennt er auch in Bezug auf die von Nicole Brandes erwähnte Diversität: „In größeren Unternehmen ist sie ein unverzichtbares Zukunftsthema im Hinblick auf das produktive Zusammenspiel der Stärken von Menschen mit unterschiedlichem Alter, Geschlecht oder kulturellen Prägungen.“

Rebecca Vogels, Gründerin von Start-up „All of the Above“, mit dem sie erfolgreiche Unternehmensstrategien aus dem Silicon Valley nach Europa bringt und unlängst den „Women in IT“-Award als „Unternehmerin des Jahres“ erhalten hat, bestätigt das: „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass diverse Teams leistungsfähiger sind. Langsam finden Schritte hin zu mehr Diversität in Teams und auf Führungsebene statt.“

Heißt auch, dass Unternehmen älter werden: Laut Statistik Austria steigt die Zahl der über 55-jährigen Erwerbspersonen zwischen 2017 und 2050 um mehr als die Hälfte, was unter anderem auf die Angleichung des Pensionsalters der Frauen zurückzuführen ist. Die weibliche Erwerbsquote soll auf 49 Prozent ansteigen.

 

Migration macht’s möglich

Dem „New Work Trendbook“ von Netzwerkportal Xing zufolge wird die Digitalisierung starken Körpereinsatz in vielen Berufen zudem obsolet machen – ältere Arbeitnehmer werden fitter. Die Zahl der Arbeitskräfte soll außerdem bis 2050 um rund fünf Prozent steigen – ohne Zuwanderung würde das Angebot an Erwerbsfähigen um 17 Prozent zurückgehen.

Dennoch hat Arbeit in den vergangenen 30 Jahren an Wertigkeit verloren und ist nur noch für 63 Prozent der Österreicher wichtig, so die Ergebnisse der „Sozialer Survey Österreich“. Zeit für Familie und Freunde gewinnt hingegen zunehmend an Bedeutung. 52 Prozent der Befragten wünschen laut Xing eine klarere Trennung zwischen Job und Freizeit. Vogels glaubt jedoch, das Gegenteil fände statt.

„In den USA wurde in den vergangenen Jahren der Begriff ,Work Life Balance’ durch ,Work Life Integration’ ersetzt. Ich glaube, was Millennials verstanden haben, ist, dass Arbeitszeit Lebenszeit ist. Im Büro verbringen wir nicht nur einen Großteil davon, sondern widmen der Arbeit auch unsere kostbarste Ressource: Aufmerksamkeit.“

Der Mensch wolle demnach keinen Job mehr, sondern eine Karriere und ein Leben mit Bedeutung. Wichtig sei, das Gefühl zu haben, dass man geschätzt wird und am richtigen Ort ist. Arbeit braucht also auch einen Wohlfühlfaktor. Sowohl Popp als als auch Vogels stehen diesen Erwartungen optimistisch gegenüber.

„Ich glaube, dass unsere Arbeitswelt besser wird. Unsere Gesellschaft verändert sich und das wirkt sich auch auf den Beruf aus, “ so Vogels. Unternehmen müssten offener, diverser, kreativer werden, um überhaupt die Mitarbeiter zu bekommen, die sie im digitalen Zeitalter brauchen.

 

Soziologe: „Arbeit auf Abruf ist unverantwortlich“

 

KURIER: Welche Entwicklungen kommen auf uns zu?

Jörg Flecker: Es gibt Entwicklungen hinsichtlich der Arbeitszeitregulierung oder neue Trends wie Crowdworking. Die zeigen eine Tendenz zu „Arbeit auf Abruf“ auf: Unternehmen beschäftigen nur, wenn Arbeit da ist, sie wollen jedoch keine Verantwortung für Arbeitnehmer übernehmen, wenn es keine Arbeit gibt. Das läuft unter dem Stichwort „Flexibilität“.  Dafür gibt es gute betriebswirtschaftliche Gründe, die gesellschaftlich aber nicht verantwortungsvoll sind. Sichere Einkommen und soziale Sicherheit brauchen stabile Beschäftigung.

 

Wie sieht hierzulande Diversität aus?

Wir haben  noch hartnäckige Probleme, wenn wir uns etwa die Verteilung auf Berufe und Hierarchiestufen sowie Branchen nach Geschlechtern und Einkommen von Männer und Frauen ansehen. Die Gleichstellung schreitet nur sehr langsam voran. Was den  ethnischen Hintergrund angeht, gibt es noch immer Bereiche mit wenig Diversität, angefangen bei Berufen über Hierarchiestufen bis hin zum Zugang zur Lehre. Die Chancengleichheit ist noch nicht erreicht.

 

Ist die Trennung von Arbeit und Freizeit realistisch?

Ungefähr die Hälfte der Beschäftigten arbeitet zu fixen Arbeitszeiten. Dort, wo es keine klaren Vorgaben  gibt, wird es mehr dem Einzelnen übertragen, diese Grenzen zu ziehen.

Zur Person: Jörg Flecker ist Professor für Wirtschaftssoziologie an der Universität Wien und Vorstandsmitglied der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA).

 

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