Der Vertrag ist eingefädelt, es wurde gemailt, telefoniert und diskutiert. Jetzt geht es nur noch darum, die Sache zum Abschluss zu bringen, am besten in zwangloser Atmosphäre, bei einem gemeinsamen Essen und einem guten Wein. Das kann eigentlich nicht so schwer sein.
Kann es doch. Bei Tisch offenbaren sich Kinderstube und Umgangsformen, und gerade hier kommt es auf Details an. Wer darf das Glas erheben? Wann entfaltet man die Serviette? Wohin mit dem Handy? Je besser man Tischmanieren beherrscht, desto gelassener läuft ein Geschäftsessen ab. Wer den ganzen Abend darüber brütet, ob er die Gabel richtig hält, kann sich nicht auf den Smalltalk konzentrieren.
Will man souverän wirken, sich und sein Unternehmen bestmöglich präsentieren, tut man gut daran, schon bei der Planung einiges zu bedenken.
Der Ort
Am besten ein Lokal wählen, das man kennt und auf das man sich verlassen kann. Den neuen Italiener um die Ecke probiert man eher mit der Familie aus, mit wichtigen Kunden besser keine Experimente. Grundsätzlich sollte es weder zu exotisch noch zu gediegen zugehen.
Das Restaurant möge zu den Gästen passen, zu ihren Vorlieben, Gewohnheiten. Ausländer freuen sich meist, wenn sie landestypische Küche kennenlernen können. Wer ein Fischrestaurant wählt, sollte sich, etwa bei den Assistenten der Gäste, erkundigen, ob auch die Gäste Fisch mögen. Dass man Vegetarier nicht in ein Steakhouse bittet, versteht sich von selbst, mag das Salatbuffet dort noch so üppig sein. Vorsicht auch vor politisch-diplomatischen Fallstricken: Ein Pakistani fühlt sich in einem indischen Restaurant vielleicht unwohl, ebenso ungern speist vielleicht der griechische Geschäftspartner beim “Türken”.
Das Lokal sollte mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sein oder ausreichend Parkplätze haben, das erspart Ortsfremden lästige Herumlauferei. Es sollte dem eigenen Budget entsprechen, weder zu teuer noch zu günstig sein, der Geschäftscharakter sollte gewahrt bleiben – inzwischen müssen hier ohnehin oft Compliance-Richtlinien eingehalten sein. Und: Ein teures Etablissement imponiert den anderen nicht unbedingt, sondern kann sie im Gegenteil befürchten lassen, dass man auch sonst sehr hoch kalkuliert.
Der Tisch
Wer rechtzeitig reserviert, vermeidet den Platz am Küchenausgang oder Toiletteneingang. Immer um eine ruhige Ecke bitten, Unternehmensinterna und Vertragsdetails gehen die Nebentische nichts an. Bei ganz wichtigen Terminen bieten sich Lokale mit Séparées an. Der Tisch darf nicht zu klein sein, eventuell müssen ja Unterlagen ausgebreitet und Notizen gemacht werden – wenn möglich daher einen Vierer-Tisch buchen, selbst wenn man zu zweit kommt.
Das Essen
Praktisches hat Vorrang. Auch wenn man Artischocken, Hummer oder Fleischspieße liebt – solche Speisen sind zu kompliziert zu essen, sie beanspruchen Zeit, Konzentration und Geschick. Die klassischen Spaghetti mit Tomatensauce haben Tücken (rote Spritzer auf weißem Hemd). Ebenfalls ungeeignet sind Spareribs oder Chickenwings, man endet mit Fleisch zwischen den Zähnen und fettigen Fingern. Bewährt haben sich Risotto oder Gerichte ohne umständlichen Besteckeinsatz.
Unentschlossene Gäste sind für Empfehlungen dankbar (“Die Kürbissuppe ist hier sehr gut”), dezente Vorschläge des Gastgebers (“Ich denke, ich nehme als Hauptgang die Ente”) geben ihnen Orientierung in Sachen Preisniveau. Bei internationalen Geschäftspartnern sollte man religiöse Einschränkungen berücksichtigen. Einem Israeli den Schweinebraten ans Herz zu legen oder einem Saudi den Weißwein, wäre ungeschickt. Bei mehr als sechs Gästen empfiehlt sich ein arrangiertes Menü, sonst wird das Bestellen langwierig. Hier kommt es erst recht auf Vorlieben und Verbote an, daher immer Optionen anbieten.
Bitte weder “Prost” noch “Guten Appetit!” noch gar ein “Mahlzeit!” von sich geben. Und wenn möglich aufs Anstoßen verzichten. In privater Runde mag das willkommen sein, bei geschäftlichen Anlässen ist es angebracht, das Glas zu erheben und sich zuzunicken – und, wichtig, dabei in die Augen zu schauen.